Landestreffen 2014

Ein erstes landesweites Treffen führte die Arbeitsgemeinschaft „Netzwerk der Koordinatorinnen und Koordinatoren für Fachpraxis an beruflichen Schulen in Hessen“ am 8. April 2014 im Bürgerhaus in Gießen-Klein-Linden durch. Der Einladung waren rund 60 Koordinatoren/-innen bzw. deren Vertretungen aus fast allen Schulamtsbezirken Hessens gefolgt. Ein weiteres Dutzend Koordinatoren/-innen konnte aus verschiedenen Gründen nicht an dem Treffen teilnehmen, meldeten aber ein hohes Interesse an der Mitarbeit in der Netzwerk-AG zurück.

Teilnehmer/-innen am ersten hessenweiten Landestreffen 2014 in Gießen-Kleinlinden – Foto: privat

Siegfried Groß, Co-Sprecher des Leitungsteams der Netzwerk-AG, konnte mehrere Abteilungsleiter/-innen und Ausbildungsbeauftragte als Vertreter der Studienseminare für berufliche Schulen aus Frankfurt, Gießen und Kassel, zwei Vertreter der „Arbeitsgemeinschaft der Direktoren/-innen beruflicher Schulen Hessens, drei Vorstandsmitglieder der „Hessischen Akademie für Bürowirtschaft e. V.“ sowie Vertreter der für berufliche Schulen relevanten Gewerkschaften und Lehrerverbände GEW und GLB begrüßen.

Silvia Moos, ebenfalls Co-Sprecherin des Leitungsteams, stellte die Netzwerk-AG, die sich im Januar 2012 in Wetzlar zunächst für den Bereich „Mittelhessen“ bildete und sich im Juni 2013 landesweit ausdehnte, und deren bisherige Aktivitäten vor.

So fanden weitere Treffen im Juni 2012 in Limburg und im November 2012 in Marburg statt, bei denen eine Resolution zur Besoldungsanpassung, Höherqualifizierung und Gleichstellung von Abschlüssen erarbeitet wurde. Diese Resolution unterstützen über 2500 Lehrkräften aus 70 hessischen Berufsschulen. Die Unterschriftenlisten wurden im November 2012 an den zuständigen Abteilungsleiter im Hessischen Kultusministerium, Herrn Ministerialdirigent Dieter Wolf, übergeben.

Am gleichen Tag fand ein informeller Meinungsaustausch mit Mitgliedern des kulturpolitischen Ausschusses des Hessischen Landtags statt, bei dem alle Landtagsfraktionen anwesend waren.

Die Netzwerk-AG erarbeitete ein Positionspapier und einen Antrag zur neuen Schulform „Mittelstufenschule“, bei der allgemein bildende Schulen mit beruflichen Schulen bei der Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 8 bis 10 kooperieren.

Das Leitungsteam traf sich mit Gewerkschaftsvertretern der GEW, des GLB und der Unabhängigen Lehrer zu mehreren „Runden Tischen“ sowie zu einem Meinungsaustausch mit Vorstandsmitgliedern der „Hessischen Akademie für Bürowirtschaft e. V.“ Mit der HAB wurde eine weitere Zusammenarbeit vereinbart.

Das Leitungsteam, das im November 2012 bestellt wurde und aus sechs Fachpraxis-Lehrkräften mittelhessischer Berufsschulen besteht, konnte bei diesem ersten landesweiten Treffen um Kollegen/-innen aus Nord- und Südhessen erweitert werden. Dem Leitungsteam gehören an:

Stephan DiehlFachlehrer für arbeitstechnische FächerWilhelm-Knapp-Schule Weilburg
Stefan EndleinKoordinator für FachpraxisKäthe-Kollwitz-Schule Offenbach
Anita GieskeKoordinatorin für FachpraxisPeter-Paul-Cahensly-Schule Limburg
Siegfried GroßKoordinator für FachpraxisKaufmännische Schulen Marburg
Heike HilbigKoordinatorin für FachpraxisFriedrich-List-Schule Kassel
Claudia HohmannKoordinatorin für FachpraxisBerufliche Schulen Bad Hersfeld
Karl-Heinz KettelerKoordinator für FachpraxisFerdinand-Braun-Schule Fulda
Silvia MoosKoordinatorin für FachpraxisTheodor-Heuss-Schule Wetzlar
Jürgen RanftKoordinator für FachpraxisWilly-Brandt-Schule Gießen
Sandra Thiesen-MeinholdKoordinatorin für FachpraxisAdolf-Reichwein-Schule Limburg

HKM-Abteilungsleiter Dieter Wolf, der für ein Referat zu den Themenbereichen

– Umsetzungsmöglichkeiten der Forderungen aus der Resolution der Netzwerk-AG vom September 2012
– zukünftiges Tätigkeitsfeld der Fachlehrer/-innen für arbeitstechnische Fächer, insbesondere im dualen System und im Übergangssystem

zur Verfügung stand, konnte krankheitsbedingt leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen.

Jürgen Ranft, Mitglied im Leitungsteam, gab daher einen Bericht über das Gespräch zwischen Herrn Wolf, weiteren Mitarbeitenden des Kultusministeriums, dem Leitungsteam sowie Gewerkschaftsvertretern, das Anfang Mai 2013 in Wiesbaden stattfand. Themen des Gesprächs waren die „Mittelstufenschule“ und die Umsetzungsmöglichkeiten der Forderungen aus der Resolution der Netzwerk-AG.

Einige Vorschläge der Arbeitsgemeinschaft zur „Mittelstufenschule“ wurden inzwischen in das Konzept dieser Schulform aufgenommen. Die Gespräche sollten im Oktober 2013 fortgesetzt werden, kamen bisher allerdings wegen der Landtagswahl und der zunächst unklaren Situation zur Regierungsbildung bisher nicht zustande.

Eine Einladung von Herrn Wolf für weitere Gespräche steht also noch aus. Danach wird die Netzwerk-AG auch den erneuten Kontakt zum kulturpolitischen Ausschuss des Landtags suchen.

Hugo Klein, Mitglied des Hessischen Landtags und stellvertretender Vorsitzender des kulturpolitischen Ausschusses, gab ein Statement zu den Umsetzungsmöglichkeiten der Forderungen aus der Resolution der Netzwerk-AG vom September 2012 ab.

Der Abgeordnete, derzeit einziger „gelernter“ Berufsschullehrer im Hessischen Landtag (vor seinem Einzug ins Landesparlament war er zuletzt Oberstudienrat an einer Berufsschule), stellte sich auch durchaus unangenehmen Fragen des Plenums und sicherte der Netzwerk-AG seine volle Unterstützung zu. Er gab jedoch zu bedenken, dass nicht alle Forderungen der Arbeitsgemeinschaft umsetzbar seien.

Als Gründe hierfür nannte er unter anderem das stringente Besoldungs- und Laufbahnrecht. So hänge eine Weiterqualifizierung für den höheren Dienst immer von der Frage eines „zweiten Unterrichtsfachs“ (Deutsch, Ethik, Information, Sport, Religion?) ab sowie der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen der Qualifizierungsmaßnahme (Freistellung vom Dienst, Dauer und Abschluss eines zweiten Referendariats). Außerdem sei auf diesem Hintergrund die in den nächsten Jahren wirksam werdende „Schuldenbremse“ zu beachten.

Das Laufbahnrecht müsse endlich aufgebrochen und Perspektiven eröffnet werden, führte er weiter aus. Eine pragmatische Lösung könne aber sein, dass es an großen beruflichen Schulen nicht nur eine A-12-Stelle für die/den Koordinator(in) für Fachpraxis gebe, sondern mehrere Stellen geschaffen werden könnten, wie der Abgeordnete aus einem Gespräch mit dem neuen Kultusminister, Prof. Dr. Lorz, berichtete. Auch im Zuge zurückgehender Schülerzahlen und wegbrechender Schulformen ergäben sich für die Fachpraxis-Lehrkräfte Tätigkeitsfelder an den beruflichen Schulen.

In der Diskussion wurde ausgeführt, dass auch bereits vorhandene Zusatzqualifikationen (z. B. eine sonderpädagogische Ausbildung) angerechnet werden müssten. Da es seit langem keine „strikte“ Trennung mehr zwischen fachpraktischem und fachtheoretischem Unterricht gebe, müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen dieser Situation angepasst werden. Auch gebe es keine Berechtigung mehr dafür, Fachpraxis-Lehrkräften weiter eine höhere Unterrichtsverpflichtung aufzuerlegen, zumal sie aufgrund des Laufbahnrechts auch schlechter vergütet würden. Es bestünde „Handlungsbedarf“, weil immer mehr auf den Kollegen/-innen „abgeladen“ und am falschen Ende gespart würde, so ein Seminarvertreter.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Siegfried Groß den bisherigen Themenspeicher der Netzwerk-AG vor. Viele Themen aus den Bereichen

– Neue Lernformen und neue Medien
– Veränderungen im Portfolio der Schulen
– Zukünftiges Tätigkeitsfeld der FLatF
– Fortbildungsportfolio der FLatF

konnten in den bisherigen „mittelhessischen“ Treffen angerissen werden, weitere Themen wie

– Erarbeitung einer „Checkliste“ zu den Rahmenbedingungen der Tätigkeit als Koordinator/-in für Fachpraxis
– Interner Informationsaustausch und Öffentlichkeitsarbeit des Fachbereichs „Fachpraktischer Unterricht“ an den Schulen

stünden auf der Agenda der Netzwerk-AG. Die Resolution und die „Mittelstufenschule“ hätten aber die bisherige Arbeit am Themenspeicher überlagert.

In einer Arbeitsphase brachten die Koordinatoren/-innen weitere Punkte in den Themenspeicher ein und tauschten sich in den Regionalgruppen Nord-, Mittel- und Südhessen intensiv aus:

– Erfassung der Schulprofile für schnelle Kontaktaufnahme
– Raum für Austausch
– neue Aufsichtsverordnung (Gruppengrößen, Arbeitssicherheit)
– Sicherheit (Gefährdungsbeurteilung, Betriebsanweisungen, Ausstattung)
– sonderpädagogische Unterstützung/Beratung (z. B. „SBS“-Schulen)
– Klassenlehrerschaften
– Schulleiter für Interessen der FLatF gewinnen
– Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften
– Fortbildungskreis für FLatF
– Studie: Welche zusätzlichen Tätigkeiten führen FLatF durch? Wie werden diese belohnt?
– Änderung des Beamtenrechts
– Tagungstermin am Schuljahresanfang
– bei Bedarf ganztägige Tagung bzw. jährlich bei Bedarf
– inhaltliches Arbeiten

Die Netzwerk-AG wird weiter hessenweit tätig sein, auf die Bildung eigenständiger Regionalgruppen für die verschiedenen Landesteile Hessens wurde verzichtet.

Silvia Moos dankte in ihrem Schlusswort allen Anwesenden für ihr Kommen und die anregenden Diskussionsbeiträge.

Die Resolution und die erarbeiteten Papiere zur Mittelstufenschule finden Sie hier.

Die Arbeitsgemeinschaft sieht sich als Sprachrohr und Netzwerk der über 1000 Fachpraxis-Lehrkräfte, die als „Fachlehrer/-innen für arbeitstechnische Fächer“ unterrichten oder als „Koordinator/-in für Fachpraxis“ in den Schulleitungen tätig sind. Sie arbeitet partei- und gewerkschaftspolitisch neutral.

Neben schulischen und außerschulischen Gesprächspartnern – wie der „Arbeitsgemeinschaft der Direktoren/-innen beruflicher Schulen Hessens (AGD)“ und der „Hessischen Akademie für Bürowirtschaft e. V. (HAB)“ sowie den Gewerkschaften und Lehrerverbänden „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)“, „Gesamtverband der Lehrer/-innen an beruflichen Schulen in Hessen e. V. (GLB)“ sowie die „Unabhängigen Lehrern Hessen (UL)“ strebt die Netzwerk-AG auch Kooperationen mit Vertretern hessischer Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern an.

Pressebericht im „Gießener Anzeiger“ vom 15.05.2014