Zum 6. Landestreffen der „Koordinatoren/-innen-AG“ konnte Landessprecher Siegfried Groß 45 Teilnehmer/-innen begrüßen. Die Veranstaltung fand erstmals in der Tagungsstätte „Reinhardswaldschule“ im nordhessischen Fuldatal statt. Frau Dr. Heike Jäger, Referatsleiterin im HKM, musste ihre Teilnahme leider kurzfristig wegen eines anderen Termins im Ministerium absagen. Die Vorsitzende der „AG der Direktoren/-innen an beruflichen Schulen in Hessen“, Frau Greilich, Schulleiterin der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten (vormals Friedrich-Feld-Schule) in Gießen ließ sich entschuldigen. Besonders begrüßte Siegfried Groß die anwesenden „BÜA-Netzwerkkoordinatoren/-innen“, die den Einladungskreis zukünftig vergrößern.
Teilnehmer/-innen des Landestreffens 2019 in Fuldatal – alle Fotos: privat
Sachstandsbericht
In seinem Sachstandsbericht ging der Landessprecher auf die Aktivitäten der Netzwerk-AG seit dem letzten Landestreffen im April 2018 in Gießen ein, bei dem ebenfalls 45 Teilnehmern/-innen begrüßt werden konnten. Fünfmal habe das Leitungsteam seitdem getagt. Ein Schwerpunkt der Arbeit war die Aufstellung von Wahlprüfsteinen im Vorfeld der Landtagswahl im Oktober 2018. Die Netzwerk-AG bat die bildungspolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Fraktionen um Stellungnahmen, die auch von allen Fraktionen eingingen, außerdem auch eine Stellungnahme der GEW Hessen. Da zwei Landtagsfraktionen Einladungen nach Wiesbaden aussprachen, griff das Leitungsteam dies im März dieses Jahres auf. Auf die Anfrage bei allen (neuen) im Landtag vertretenen Parteien zu einem Austausch mit den Fraktionen gebe es allerdings bisher noch keine Rückmeldungen. Hier werde das neue Leitungsteam alsbald nachhaken.
Eine Reihe von Anfragen von Kollegen/-innen wurden – soweit möglich – beantwortet. Hier ging es um die Themen „Weiterqualifizierung nach A 13“, „Deputatstunden für Koordinatoren/-innen für Fachpraxis“ und „Voraussetzungen für die Schaffung einer zweiten Koordinatoren/-innenstelle“. Mehrere Rundmails informierten den Verteilerkreis der Netzwerk-AG.
Eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft zum Umgang mit „Schnelllaufenden Maschinen“ vom August 2018 beantwortete Frau Dr. Jäger Anfang Mai so: „Die RiSU [= Richtlinie zur Sicherheit im Unterricht] ist eine Empfehlung und hat damit keinerlei rechtsverbindlichen Charakter. Hinzu kommt, dass diese Richtlinie nicht für Betriebspraktika und für berufsbezogene Fächer an beruflichen Schulen (S. 9) [der RiSU] und damit für alle angefragten Schulformen [Mittelstufenschule, BzB, PuSch, BFS sowie Berufsorientierungsprojekte] gilt. Es gelten somit die Angaben der Lehrpläne.“
Das Leitungsteam interpretiert diese Auskunft dahingehend, dass in der „Berufsorientierung“ in den Klassen 8, 9 und 10 berufstypische Arbeiten mit schnelllaufenden Maschinen unter besonderer Aufsicht durch die Fachpraxiskollegen/-innen ausgeführt werden dürfen bzw. die Tätigkeitsbeschränkungen durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen und Aufsicht kompensiert werden.
In der weiteren Diskussion wurde auch auf Beratungsangebote des „Medical Airport Service“ verwiesen, der die Erarbeitung von Gefährdungsbeurteilungen flankiert. Hier sollte auf die Beschulbarkeit hingewiesen werden. Weitere Infos:
https://www.mkk.de/buergerservice/lebenslagen_1/bildung_schule_und_medien/20_medienzentrum/index_medienzentrum.html
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fachbuecher/Gefaehrdungsbeurteilung.html
Bericht der BÜA-Netzwerkkoordinatorinnen
Angelika Brück (Theodor-Heuss-Schule Wetzlar) und Judith Kremer (Eduard-Stieler-Schule Fulda) gaben allgemeine Informationen über den Schulversuch, der im August 2017 mit 26 Kooperationsschulen startete und bis Juli 2021 andauert.
Angelika Brück (links) und Judith Kremer
Ziel des Modellprojekts ist die Bündelung der Schulformen BzB, Zweijährige BFS sowie die Einjährige und Zweijährige HBFS durch optimale Begleitung und individuelle Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf. Die Schüler/-innen dürfen zum jeweiligen Schuljahresbeginn höchstens 17 Jahre alt sein, müssen mindestens aus Klasse 8 kommen sowie ausreichende Deutsch-Kenntnisse haben. Die Schüler/-innen lernen mindestens drei Berufsfelder kennen, ein Wechsel in die duale Berufsausbildung ist nach einem Jahr möglich. Der Erwerb des Hauptschul- und/oder Mittleren Abschlusses ist – soweit noch nicht vorhanden – ausbildungsbegleitend oder in der BÜA möglich. Im fachpraktischen Unterricht liegt der Klassenteiler bei 10, im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung bei 16 Schülern/-innen.
Unterschiede zwischen der BÜA und der BFS gibt es bei der Kursdifferenzierung in Deutsch, Mathematik und Englisch auf mindestens zwei Niveaustufen (Einstufung durch Tests zu Schuljahresbeginn), bei der beruflichen Orientierung in bis zu vier beruflichen Schwerpunkten inklusive Betriebspraktika von mindestens vier Wochen und durch Profilgruppenstunden zur Erweiterung der personalen und sozialen Kompetenz sowie zum Erlernen elementarer Selbstlerntechniken.
Die Koordinatorinnen berichteten über ihre bisherigen Erfahrungen nach zwei Jahren „BÜA“. So sei die Unterstützung der Schulen durch die Kooperationspartner (Kammern, Ausbildungsbetriebe in der Region, Arbeitsagenturen, Schulträger und Schulämter) häufig sehr personenbezogen und existiere zum Teil nur „auf dem Papier“. Die Zahl der Schüler/-innen ohne Hauptschulabschluss steige, insofern ergäben sich neue Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit. Der Kontakt zu Ausbildungsbetrieben sei positiv, da die Fachpraxis-Lehrkräfte „aus dem Beruf kämen“. Ein wichtiges Element sei die Aufklärung der Eltern über die Schulform; Problemstellungen würden dabei individuell über Lehrkräfte und/oder Geschwister gelöst.
Die Betriebe schätzten die Aussagekraft der überfachlichen Kompetenzmatrix wegen ihrer differenzierten Darstellung. Sie ersetzt die so genannten Kopfnoten und werde dem Zeugnis beigefügt und auch von den Praktikumsbetrieben verwendet. Die fachliche Matrix für den BBU-Unterricht (fachpraktisch und fachtheoretisch) müsse aber bei Versetzungen in eine Note umgewandelt werden.
Der Profilgruppenunterricht sei ein großes Plus für die individuelle Betreuung der Schüler/-innen, da Zeit für die pädagogische Arbeit bleibe. Daraus ergäben sich eine gute Lehrer-Schüler-Bindung und ein gutes Klassenklima. Der Unterricht sei bewertungsfrei und werde von den Schülern/-innen gut angenommen; sie suchten und schätzten die Unterstützung und könnten ihre Kompetenzen stärken. Von Vorteil sei auch, wenn der Profilgruppenunterricht von Kollegen/-innen gegeben werde, die hinter dem Konzept stünden und diese Tätigkeit auch gerne machten.
Die Referentinnen sprachen sich für mehr Zuweisungen von sozialpädagogischen Fachkräften für diese Tätigkeit aus. Stolpersteine seien die Kriterien für die Wiederholung einer Klasse und die unterschiedlichen Erfahrungen der Schüler/-innen, zum Beispiel im Langzeitpraktikum. Anpassungen auf Prüfungsbestimmungen müssten noch erfolgen; sie seien derzeit identisch mit denen der BFS, dies sei aufgrund unterschiedlicher Stundentafeln problematisch.
Aufgaben der BÜA-Netzwerkkoordinatoren/-innen seien die Anpassung unterrichtsorganisatorischer Belange, pädagogischer Belange rund um den Profilgruppenunterricht, Absprachen mit Praktikumsbetrieben und die Teilnahme an Schulleitungsrunden, die an den Schulen unterschiedlich gehandhabt werde. Es gebe Bedarf an einheitlichen Regelungen der BÜA-Rahmenbedingungen.
Verabschiedungen, Neuwahl des Leitungsteams
Siegfried Groß verabschiedete die aus dem Leitungsteam ausscheidenden Kollegen Karl-Heinz Ketteler (Ferdinand-Braun-Schule Fulda) und Jürgen Ranft (Willy-Brandt-Schule Gießen), der bereits dem ersten Leitungsteam 2012 angehörte.
Karl-Heinz Ketteler, Siegfried Groß und Jürgen Ranft (v. l. n. r.)
Ein besonderer Dank gebühre Jürgen Ranft auch dafür, dass er „seine“ Schule für zahllose Leitungsteam-Treffen und fünf Landestreffen „zur Verfügung“ stellte. Silvia Moos, „Gründungsmitglied“ der Netzwerk-AG und bisherige Co-Sprecherin der Netzwerk-AG, schied aus dieser Funktion aus, gehört aber dem Leitungsteam weiter an.
Das neue Leitungsteam wurde einstimmig (wieder)gewählt: Ihm gehören an:
Siegfried Groß Koordinator für Fachpraxis Kaufmännische Schulen Marburg | Eva Häfner Koordinatorin für Fachpraxis Gutenbergschule Frankfurt | Caroline Hagel Fachlehrerin atF Elisabeth-Knipping-Schule Kassel | Claudia Hohmann Koordinatorin für Fachpraxis Berufliche Schulen Bad Hersfeld | ||
Silvia Moos Koordinatorin für Fachpraxis Theodor-Heuss-Schule Wetzlar | Sandra Thiesen-Meinhold Koordinatorin für Fachpraxis Adolf-Reichwein-Schule Limburg | Ellen Weiten Fachlehrerin für arbeitstechnische Fächer Peter-Paul-Cahensly-Schule Limburg |
Die beiden Sprecher der Netzwerk-AG wird das Leitungsteam in seiner nächsten Sitzung wählen.
Workshops
Am Nachmittag gab es zwei Workshops, die Bernd Fey (Hans-Viessmann-Schule Frankenberg und Ausbilder beim Studienseminar in Kassel) in seinem Impulsreferat geschickt miteinander verknüpfte. „Profil der Fachpraxis schärfen“ und „Arbeitsbelastung der Koordinatoren/-innen für Fachpraxis“ waren die Themenstellungen. Zunächst stellte er die zahlreichen Aufgabenfelder der Fachpraxis-Lehrkräfte dar:
Zum Thema „Profil der Fachpraxis schärfen“ finden Sie hier eine PowerPoint-Präsentation mit Rückmeldungen aus hessischen Berufsschulen, die vorab erbeten wurden.
Von Seiten der Kollegen/-innen gab es ein Feedback in Form zahlloser beschriebener Karten zu den Alleinstellungsmerkmalen und Kernkompetenzen „der Fachpraxis“ und zur Frage, wie die vielfältigen Aktivitäten an den Schulen öffentlichkeitswirksam „vermarktet“ werden können. Das Leitungsteam wird die Rückmeldungen auswerten und dann gesondert auf dieser Website veröffentlichen.
Arbeitsergebnisse aus dem Workshop 1
Arbeitsergebnisse aus dem Workshop 2
Die Auswertung zur Frage der „Arbeitsbelastung“ ergab, dass die meisten Kollegen/-innen diese mit „Ist OK!“ bzw. „Es ist ziemlich viel, aber noch zu tragen“ beantworteten.
Feedback zur Arbeitsbelastung
Insgesamt war „Fuldatal“ eine rundherum gelungene und informative Veranstaltung. Auch im Jahr 2020 wird es ein Landestreffen geben. Favorisiert wurden zur Durchführung die Tagungsstätten in Weilburg und Fuldatal sowie die Beruflichen Schulen in Biedenkopf.
Ein Hingucker waren die Kaffeetassen mit der Aufschrift „AUSLAUFMODELL?“. Den Entwurf dafür lieferte eine Lerngruppe der Willy-Brandt-Schule in Gießen.
Wer Interesse an einer oder mehreren Tassen hat: Die Netzwerk-AG bietet sie zum Stückpreis von 4,00 EUR (ggf. zuzüglich Versandkosten) an. Bestellungen können per E-Mail erfolgen.
Fachpraxis-Einsatz
Hier finden Sie zahlreiche Ideen und Aktionen, die von Fachpraxis-Kollegen/-innen an den Schulen initiiert wurden und/oder unter maßgeblicher Beteilung „der Fachpraxis“ durchgeführt werden. Es handelt sich um die Auswertung der Arbeitsergebnisse der beiden Workshops.